Babyschwimmen mit Paukenröhrchen: So geht’s sicher – trotz Röhrchen im Ohr

von
Sandro Leugger
,
September 17, 2025

Darf mein Baby mit Paukenröhrchen ins Wasser? Kurz: Ja – mit Köpfchen. Der wichtigste Unterschied: Chloriertes Schwimmbad und sanftes Planschen sind in der Regel okay; Tauchen, Sprungaktionen und naturbelassene Gewässer sind die Situationen, in denen ihr besonders vorsichtig sein solltet. Wie ihr Babyschwimmen mit Röhrchen im Ohr sicher gestaltet, was Fachgesellschaften empfehlen und welche Praxis-Tipps sich bewährt haben, lest ihr hier kompakt.

Was sagen Fachgesellschaften zu Wasser und Paukenröhrchen?

Die Empfehlungen sind überraschend entlastend: Internationale Fachgesellschaften raten bei Kindern mit Trommelfellröhrchen von generellen Wasserverboten ab. Die HNO-Expertinnen und -Experten der American Academy of Otolaryngology–Head and Neck Surgery betonen, dass routinemäßiger Ohrschutz beim oberflächlichen Schwimmen im Chlorbecken meist nicht notwendig ist (siehe die Homepage der AAO-HNS: https://www.entnet.org). Auch der britische Gesundheitsdienst NHS vermittelt ähnliche, alltagsnahe Hinweise (https://www.nhs.uk): Oberflächen-Schwimmen okay, Untertauchen und schmutziges Wasser meiden.

Pädiatrische Perspektive? Die American Academy of Pediatrics (https://www.aap.org) steht in ihren Elterninformationen derselben Linie nahe: Kein pauschales Wasserverbot, aber situative Vorsicht. Und die Evidenz? Systematische Übersichten der Cochrane Collaboration (https://www.cochrane.org) fanden keinen klaren Vorteil strikter Wasser-Verbote oder pauschaler Ohrschutzpflicht – wichtig ist die Art der Wasserexposition. Für den deutschsprachigen Kontext lohnt außerdem ein Blick auf die Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde (https://www.hno.org), die praxisnahe Orientierung bietet, sowie seröse Gesundheitsinfos wie die Mayo Clinic (https://www.mayoclinic.org).

Mein Fazit aus Leitlinien und Studien: Babyschwimmen ja – wenn ihr die Regeln kennt und auf Zeichen des Ohres achtet.

Praktische Regeln fürs Babyschwimmen mit Röhrchen

  • Freigabe abwarten: Nach dem Einsetzen der Paukenröhrchen 1–2 Wochen pausieren – oder bis eure HNO-Ärztin/euer HNO-Arzt explizit grünes Licht gibt.
  • Ort mit Bedacht wählen: Bevorzugt ein gut gepflegtes, chloriertes Hallenbad. Vermeidet erstmal Seen, Flüsse und Meer (mehr Keime, mehr Partikel).
  • Kopf-Management: Kein Untertauchen. Haltet das Köpfchen über Wasser, vermeidet kräftige Gießkannen-Duschen und Wasserstrahlen direkt aufs Ohr.
  • Kurswahl: Sucht Kurse, die kein „Zwangs-Tauchen“ propagieren. Seriöse Anbieter setzen auf Bonding, Lagewechsel und sanfte Reize statt Druck unter Wasser.
  • Dauer und Temperatur: 20–30 Minuten reichen völlig. Ideal sind 32–34 °C Wassertemperatur – Babys kühlen schnell aus.
  • Nach dem Wasser: Ohrmuschel sanft abtrocknen, Kopf kurz zur Seite neigen, damit Restwasser ablaufen kann. Keine Wattestäbchen, kein Fön direkt ans Ohr.
  • Keine Prophylaxe auf eigene Faust: Keine routinemäßigen Ohrentropfen „zur Sicherheit“. Tropfen nur bei Anordnung (z. B. bei Ausfluss/Entzündung).

Pro-Tipp: Ist euer Baby ein „Spritzer“, könnt ihr beim Abbrausen eine weiche Badekappe nutzen und den Duschstrahl niedrig halten.

Ohrschutz: ja oder nein?

  • Meist optional: Fürs Planschen im gut gepflegten Pool sind Ohrstöpsel in der Regel nicht nötig.
  • Sinnvoll in Sonderfällen: Ohrschutz (Silikon-Putty oder maßgefertigt) ist eine Überlegung, wenn euer Baby
  • häufiger Ohrausfluss (Otorrhö) hatte,
  • untertaucht (sollte vermieden werden),
  • in See/Meer badet,
  • oder euer HNO aktiv dazu rät.
  • Passform schlägt Produkt: Wenn Stöpsel, dann nur gut sitzende, weiche Lösungen; schlecht sitzende Stöpsel können scheuern, rausfallen – und genau dann kommt Wasser ins Ohr.

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Achtung beim Abtrocknen: Nie „tief“ im Ohr hantieren. Alles, was ihr seht, darf sanft getupft werden; alles andere regelt die natürliche Selbstreinigung.

Warnzeichen und was im Notfall zu tun ist

Diese Zeichen sprechen dafür, dass Wasser durch das Röhrchen ins Mittelohr gelangt ist oder eine Infektion vorliegt:

  • Gelblich-grüner Ausfluss aus dem Ohr
  • Übler Geruch, sichtbare Krustenbildung
  • Unruhe, Fieber, Berührungsempfindlichkeit am Ohr

Dann gilt: Schwimmpause einlegen und eure HNO-Praxis kontaktieren. Häufig werden kurzzeitig antibiotisch-kortisonhaltige Ohrentropfen verordnet; systemische Antibiotika sind selten nötig. Seriöse, elternfreundliche Infos findet ihr u. a. beim NHS (https://www.nhs.uk) und der Mayo Clinic (https://www.mayoclinic.org). Bei Säuglingen lieber einmal mehr abklären – die Kleinen sagen uns Beschwerden nicht in Worten.

Praxistipp: Startet nie mit Schwimmen, wenn euer Baby ohnehin erkältet ist oder fiebert. Erkältungen erhöhen das Risiko für Mittelohrprobleme – mit oder ohne Röhrchen.

Meine Erfahrung aus dem Elternkurs

In unserem Eltern-Babyschwimmkurs begann eine Familie nach 10 Tagen – nach Freigabe durch den HNO. Kein Untertauchen, kein Druck aufs Ohr, viel Hautkontakt, ruhige Bewegungen. Ohrstöpsel? Nicht nötig, weil das Kind ein „Kopf-über-Wasser“-Planscher war. Über zwölf Termine gab es keine Otorrhö. Ein anderes Kind bekam nach einem warmen Sommertag am See eine leichte Absonderung: Wir pausierten sofort, die HNO verordnete Tropfen – nach wenigen Tagen war alles gut, und die Familie blieb bis zum Saisonende dann im Hallenbad. Das Muster bestätigt, was Leitlinien nahelegen: Umgebung und Verhalten sind entscheidend.

Checkliste vor dem nächsten Kurs

  • HNO-Freigabe liegt vor (nach OP oder bei vorherigen Ohrproblemen)
  • Kurs ohne Tauchzwang, mit ruhigem Konzept
  • Beckenhygiene und Temperatur passen (fragt ruhig nach)
  • Kein aktiver Infekt, kein Fieber
  • Handtuch, Mütze für danach, ggf. weiche Badekappe
  • Ohrschutz nur bei ärztlicher Empfehlung oder in „risikoreichen“ Settings (See/Meer)
  • Klare Regel: Kopf bleibt über Wasser
  • Plan B: Bei Ausfluss sofort pausieren, HNO kontaktieren

Für seriöse Hintergrundinfos und Orientierung lohnt der Blick auf die Homepages der AAO-HNS (https://www.entnet.org), der Deutschen HNO-Gesellschaft (https://www.hno.org), der AAP (https://www.aap.org), des NHS (https://www.nhs.uk) sowie Cochrane (https://www.cochrane.org).

Kurzfazit: Babyschwimmen mit Paukenröhrchen ist möglich und oft unkompliziert – wenn ihr Untertauchen vermeidet, saubere Becken bevorzugt, nach der HNO-Freigabe startet und bei Warnzeichen konsequent pausiert.

Euer Next Step: Sprecht die Kursleitung auf eure Röhrchen-Situation an, klärt mit eurer HNO-Ärztin/eurem HNO-Arzt die individuelle Freigabe und speichert diese Checkliste. Habt ihr Fragen oder unsichere Situationen erlebt? Bringt sie zum nächsten Termin mit – je besser das Team Bescheid weiß, desto entspannter badet ihr alle.

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