Kraulschwimmen im Kindesalter: Sollten Kinder zuerst Kraul lernen? Ein Praxisleitfaden

von
Sandro Leugger
,
September 19, 2025

Kraulschwimmen im Kindesalter: Sollten Kinder zuerst Kraul lernen?

Kurze Antwort vorab: Nein – aber Kraul kann früh sinnvoll sein

Wenn Ihr Kind schwimmen lernt, geht Sicherheit vor Stilart. Viele Kinder profitieren davon, zuerst Wassergewöhnung, Gleiten, Atmen unter Wasser und die stabile Rückenlage zu beherrschen, bevor eine komplexe Schwimmtechnik wie Kraul fest etabliert wird. Kraulschwimmen ist jedoch häufig leichter als „sauberes“ Brustschwimmen, weil die Beinbewegung natürlicher ist und die Armzüge rhythmisch vorwärts führen. In der Praxis heißt das: Nicht „zuerst Kraul um jeden Preis“, sondern „zuerst Wasserkompetenz – Kraul als früher Baustein“.

In meinen Schwimmkursen als Übungsleiter hat sich bewährt:

  • Phase 1: Wasservertrauen, Tauchen der Augen, Blubbern, Ausatmen, Gleiten.
  • Phase 2: Rückenlage sicher halten, dann einfache Kraulbeine am Brett.
  • Phase 3: Kraularme in Zeitlupe, später mit Seitenatmung – spielerisch und kurz.

Für Richtlinien zu Wasser­sicherheit und Schwimmfähigkeiten lohnt der Blick zur DLRG, die jahrzehntelange Erfahrung mit Kinderkursen und Rettungsschwimmen hat.

Wie Kinder Schwimmen lernen: Motorik, Atmung, Sicherheit

Kinder lernen im Wasser am schnellsten, wenn die Anforderungen schrittweise steigen und die Atmung klar strukturiert wird. Kraul verlangt koordinierte Kreuzbewegungen (Arme/Beine) plus Seitenatmung. Das ist machbar, wenn die Basis stimmt:

  • Atmung: Ausatmen ins Wasser, Einatmen seitlich – nicht „Luft anhalten“.
  • Wasserlage: Langer, gestreckter Körper verhindert „Absacken“.
  • Gleitfähigkeit: Wer gleitet, braucht weniger Kraft und fühlt sich sicherer.
  • Rückenlage: Die verlässliche „Parkposition“ beruhigt Kinder und Eltern.

Warum diese Reihenfolge? Sicherheit steht an erster Stelle. Ertrinken ist bei Kindern weltweit eine der häufigsten unfallbedingten Todesursachen; Prävention durch frühe Wasserkompetenz ist entscheidend, wie die Weltgesundheitsorganisation betont. Gute Kurse verknüpfen daher Spaß mit Skills: rollen, springen, auftauchen, zum Beckenrand zurückkehren – erst danach zählt die „Stilfrage“.

Kraul vs. Brust vs. Rücken: Vor- und Nachteile für Kinder

  • Kraulschwimmen: Pluspunkte sind die natürliche Beinarbeit (flatter kick) und ein klarer Vortrieb. Die Seitenatmung ist lernbar, erfordert aber Übung. Viele Kinder schwimmen Kraul über wenige Züge schnell „vorwärts“ – ein Motivationsboost.
  • Brustschwimmen: Kinder imitieren häufig das „Kopf-über-Wasser“-Brustschwimmen der Erwachsenen. Das wirkt leicht, ist technisch jedoch komplex (Gleichzeitigkeit von Zug/Atmung/Beinschluss) und mit hohem Kopf auf Dauer ungünstig für Nacken und Wasserlage.
  • Rückenschwimmen: Atmung entspannt, da Gesicht frei bleibt. Ideal, um Wasserlage und Beinbewegung zu festigen; außerdem eine sichere „Ruhe-Technik“.

Verbände wie der Deutsche Schwimm-Verband und die DLRG setzen auf vielseitige, kindgerechte Technik­entwicklung. Das spricht dafür, Kraul und Rücken früh als spielerische Bausteine einzubauen – Brust in sauberer Technik folgt nachhaltig etwas später.

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Ab welchem Alter Kraul? Praxisleitfaden für Eltern

Eine fixe Alterszahl ist weniger wichtig als die Reifezeichen Ihres Kindes. Häufig gelingt ab 4–6 Jahren ein strukturierter Einstieg in Kraulbausteine, vorher stehen Wassergewöhnung und Sicherheitsübungen im Fokus. Ein bewährter Ablauf:

  • Woche 1–2: Gleiten in Bauch- und Rückenlage, Ausatmen ins Wasser, „Rakete“ (Streamline).
  • Woche 3–4: Kraulbeine mit Brett, kurze Strecken, Fokus auf lange, ruhige Beine.
  • Woche 5–6: Einzelarm-Übungen an der Poolkante, dann beidarmig in Zeitlupe.
  • Woche 7+: Seitenatmung hinzufügen (Ohren ans Wasser, „ein Auge über Wasser“).

Zuhause unterstützen:

  • Trockenübung „Bauch-zu-Seite“ vor dem Spiegel: Kopf dreht weich zur Seite, Mund öffnet sich zum Einatmen.
  • Kurze, häufige Impulse statt Marathon-Einheiten. Kinder lernen im Wasser in Mikro-Schritten.
  • Motivation: Erfolgserlebnisse feiern, z. B. „10 saubere Kraulbeinschläge“ statt „100 Meter“.

Die American Academy of Pediatrics unterstreicht, dass frühe, qualitätsgesicherte Schwimmangebote das Ertrinkungsrisiko senken können – entscheidend sind Kursqualität, individuelle Reife und konsequente Aufsicht.

Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden

  • Hochguck-Kopf: Blick nach vorn drückt die Hüfte nach unten. Besser: Blick schräg zum Beckenboden; zum Atmen nur seitlich drehen.
  • „Paddelarme“ ohne Streckung: Jeder Zug startet lang nach vorn, dann Unterwasserzug bis zur Hüfte – langsam ist am Anfang schneller.
  • Hektische Atmung: Erst exhalieren, dann seitlich kurz einatmen. Üben Sie bewusstes Ausblasen ins Wasser („Blubberblasen“).
  • Zu frühe „vollständige Kraulbahnen“: Erst Teilaufgaben meistern (Beine, Arme, Atmung getrennt), dann kombinieren.
  • Hilfsmittel-Overload: Brett und Pullbuoy sparsam einsetzen. Ziel ist eine eigenständige Wasserlage, nicht die Abhängigkeit vom Material.
  • Schwimmflügel im Becken: Fürs Techniklernen ungeeignet, sie verfälschen die Lage. Lieber kurze Strecken nahe am Beckenrand, mit enger Aufsicht.

Als Eltern helfen Sie am meisten durch Ruhe, Lächeln und klare Mini-Aufgaben. Ich lasse Kinder oft „2 Raketen – 6 Beinschläge – Stirn bleibt nass“ üben. Das ist konkret, erreichbar und fördert saubere Kraul­beine.

Fazit und nächste Schritte für sichere Wasserkompetenz

Sollen Kinder zuerst Kraul lernen? Nicht zwingend – sie sollten zuerst sicher atmen, gleiten und die Rückenlage beherrschen. Kraul eignet sich jedoch hervorragend als frühe, motivierende Technik, weil Beinschlag und Vortrieb intuitiv sind. Ein vielseitiger Mix aus Kraul- und Rückenelementen, später ergänzt um technisch korrektes Brustschwimmen, führt in der Regel schneller zu sicherem, freudvollem Schwimmen.

Konkrete To-dos für Eltern:

  • Suchen Sie einen Kurs mit kleiner Gruppengröße, viel Wasserzeit und erfahrenen Lehrkräften (z. B. bei DLRG oder Vereinen unter dem Dach des DSV).
  • Fragen Sie nach Kurszielen: Wassergewöhnung, Rückenlage, Gleitübungen, Atmung, dann Technikbausteine.
  • Üben Sie zwischen den Stunden kurz und spielerisch (Blubbern, Gleiten, Kraulbeine).
  • Bleiben Sie wachsam: Auch „gute Schwimmer“ brauchen Aufsicht – eine Kernbotschaft, die Institutionen wie die WHO immer wieder hervorheben.

Wenn Sie diesen Leitfaden beherzigen, bekommt Ihr Kind genau das, was wirklich zählt: Wasserkompetenz, Sicherheit – und die Freude, aus eigener Kraft durchs Wasser zu gleiten. Viel Spaß am Beckenrand!

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