Rollwende lernen: Wie Kinder richtig im Wasser wenden

von
Lukas Biegler
,
October 8, 2025

Rollwende lernen: Wie Kinder richtig im Wasser wenden

In 3 Minuten verstanden: Was die Rollwende so schwierig macht

Wenn Ihr Kind beim Kraulen an der Wand anhält, verliert es Tempo – die Rollwende spart Zeit und macht Spaß, ist aber koordinatorisch anspruchsvoll: Atemrhythmus, Orientierung zur Wand, Purzelbaum im Wasser und stromlinienförmiger Abstoß müssen zusammenpassen. Gute Nachrichten: Mit klaren Bildern („Blubberblasen“, „Raketenkörper“) und kleinen Teilübungen schaffen es viele Kinder in 2–4 Übungseinheiten, die Grundform sauber zu wenden. Wichtig zu wissen: Die Rollwende gehört zum Kraulen (Freistil) und Rücken; in Brust und Schmetterling gilt im Wettkampf die offene Wende. Für Einsteiger deshalb auf Kraul-Rollwende fokussieren.

Aus der Praxis (ich betreue seit Jahren Anfängergruppen): Der größte Hebel ist die Angstfreiheit beim „Kopf nach unten“ und Ausatmen durch die Nase. Wer an Land eine Vorwärtsrolle kann und im Wasser gerne „Blasen malt“, lernt die Rollwende deutlich schneller.

Rollwende lernen – die 5 klaren Schritte

1) Abstand und letzter Atemzug

  • Ziel: 1–2 Armzüge vor der Wand nicht mehr atmen und den Blick zum Beckenboden senken. So bleibt die Rotation stabil.
  • Eltern-Cue: „Schau den Fliesen guten Tag, dann Purzelbaum!“

2) Die Mini-Welle zur Rolle

  • Kurz den Kopf Richtung Brust („Kinn ran“), Bauch leicht anspannen, kräftig durch die Nase ausatmen und eine kleine Vorwärtsrolle einleiten. Arme kommen vor den Körper.

3) Füße finden

  • Während der Rolle die Fußsohlen „schulterbreit“ an die Wand bringen, Knie ~90–110°. Wichtig: Füße etwas unterhalb der Wasseroberfläche platzieren – so entsteht ein flacher, schneller Abstoß.

4) Stromlinie bauen

  • Hände fest übereinander, Arme lang nach vorn („Raketenkörper“), Ohren zwischen den Oberarmen, Bauch/Po fest.

5) Abstoß, Gleitphase, Drehung in Bauchlage

  • Explosiv abstoßen, zunächst in Rückenlage gleiten, dann in der Gleitphase ruhig auf Bauchlage „rollen“ (Drehung über die Schulter), 1–2 Delfinbeinschläge und in den ersten Kraulzug übergehen.
  • Profi-Tipp: Der Abstoß ist „lautlos“. Je weniger Sprudel, desto besser die Stromlinie.

Kleine Hilfen:

  • Abstandsgefühl trainieren: Vor der Wende drei Armzüge zählen („3‑2‑1‑Purzelbaum“).
  • Orientierung: Ein farbiges Fliesenkreuz oder eine Markierung am Beckenrand als visuellen Anker nutzen.
  • Inspiration: Die Techniktipps von Swim England sind für Eltern leicht verständlich – die Startseite von „Swim England“ finden Sie unter der Homepage von Swim England.

Typische Fehler und schnelle Korrekturen

Zu nah an der Wand

  • Zeichen: Kind „knautscht“ sich an der Wand zusammen oder stößt sich ohne Druck ab.
  • Lösung: Rolle eine Armlänge vor der Wand starten; Zählrhythmus festigen.

Kein Ausatmen ⇒ Wasser in der Nase

  • Zeichen: Kind taucht hustend auf, vermeidet Rolle.
  • Lösung: „Blubberblasen“ üben: beim Rollen kontinuierlich durch die Nase ausatmen; kurz vorher an Land pusten und in die Rolle gehen.

Zu tiefe Füße an der Wand

  • Zeichen: Abstoß geht nach unten, Kind verliert Höhe und Tempo.
  • Lösung: Fußsohlen in Wandnähe 10–20 cm unter der Oberfläche platzieren; „stell dich auf eine unsichtbare Stufe“.

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Arme nicht in Stromlinie

  • Zeichen: Weit auseinander, Kopf schaut raus.
  • Lösung: „Raketenkörper“ ritualisieren: Hände übereinander, Daumen umschließen, Ohren zwischen den Oberarmen – erst dann Abstoß.

Zu frühe Drehung auf Bauchlage

  • Zeichen: Kind dreht schon beim Abstoß, verliert Richtung.
  • Lösung: Erst stabil in Rückenlage gleiten, dann kontrolliert über die Schulter in Bauchlage rollen.

Motivationsdelle

  • Zeichen: Nach zwei Fehlversuchen sinkt die Lust.
  • Lösung: 1–2 „Erfolgssnacks“ einbauen (z. B. Rutschbahn vom Beckenrand, Tauchring holen), dann nur noch 2–3 qualitativ gute Wiederholungen statt vieler „Kompromisse“.

Sicherheit und altersgerechte Erwartungen

Sicherheit ist nicht verhandelbar. Beaufsichtigen Sie Ihr Kind stets in Armlänge, besonders bei neuen Aufgaben. Die World Health Organization erinnert regelmäßig daran, dass Ertrinken weltweit zu den häufigsten unfallbedingten Todesursachen bei Kindern zählt – Wasserkompetenz ist also mehr als Technik, sie ist Prävention. In Deutschland ist die DLRG die verlässliche Referenz für Aufsicht, Baderegeln und Kurse; informieren Sie sich dort über lokale Angebote.

Altersgerecht üben:

  • Viele Kinder zwischen 6 und 9 Jahren schaffen die Rollwende, wenn sie sicher tauchen, die Luft ausblasen und eine Vorwärtsrolle kennen. Jüngere brauchen oft mehr Zeit – völlig okay.
  • Druck rausnehmen: Die American Academy of Pediatrics betont, dass Entwicklungsreife und Spaß vorrangig sind. Kein „Zwangswenden“; spielerisch bleiben.
  • Keine Atem-Anhalte-Spiele: Längeres Luftanhalten vermeiden; immer aktiv ausatmen („Blubberblasen“).

Rahmenbedingungen:

  • Wassertiefe: Für die Rollwende braucht es so viel Tiefe, dass Füße sicher an die Wand kommen, ohne den Boden zu „kicken“. Flachzonen meiden.
  • Warm-up: 3–5 Minuten leichtes Kraul/Brust, dann 3–4 Gleitübungen in Stromlinie, erst danach Rollwenden.
  • 1:1‑Aufsicht: Ein Elternteil im Wasser neben der Bahn ist Gold wert.

Mini-Trainingsplan für zuhause und im Bad

Ziel: In zwei Wochen zur ersten runden Rollwende (3 kurze Einheiten/Woche, je 20–30 Minuten).

Woche 1 – Gefühl für Rolle und Stromlinie

  • Zuhause (5 Min): Vorwärtsrolle auf der Matte üben; Kinn zur Brust, „klein machen“. 5–6 Wiederholungen.
  • Im Wasser (10–15 Min):
  • Blubber-Drills: Mit Brett, Gesicht ins Wasser, 5–6× bis 5 m „Blasen malen“.
  • Gleit-Rakete: Abstoß von der Wand in perfekter Stromlinie, 6–8×, jedes Mal 5–7 m gleiten.
  • Mini-Rollen an der Leine: 6× sanfte Vorwärtsrolle im flachen Bereich, Fokus „Nase blubbert“.
  • Abschluss (5 Min): 2 Bahnen ruhig Kraul, ohne Wende.

Woche 2 – Von der Rolle zur Wende

  • Warm-up (5 Min): 2 Bahnen locker Kraul, 4× Gleit-Rakete.
  • Kernteil (15–20 Min):
  • Marker-Drill: 6× Kraul bis zur Bodenmarke, Rolle, Füße an die Wand legen, anhalten (ohne Abstoß). Qualität vor Tempo.
  • Vollendung: 6–8× komplette Rollwende mit Abstoß, 1 Delfinkick, dann 3–6 Kraulzüge.
  • Rhythmus: „3‑2‑1‑Purzelbaum“ laut mitzählen.
  • Cool-down (5 Min): 1 Bahn Rücken, 1 Bahn Brust, Spaßkick mit Flossen.

Eltern-Hacks:

  • Filmen erlaubt: Kurze Videos (seitlich, unter der Oberfläche) zeigen Kindern sofort, warum „Stromlinie = leise Blasen“ schneller ist.
  • Ein Erfolg pro Einheit: Setzen Sie ein Mini-Ziel („Heute: Füße treffen die Wand in Schulterbreite“). Erreicht? Feierliches „High‑Five“.

Fazit: Dranbleiben, spielerisch bleiben

Die Rollwende ist kein Zaubertrick – sie ist eine Abfolge einfacher Bausteine: Abstand einschätzen, ausatmen, klein rollen, Füße parken, Rakete, abstoßen, drehen. Mit 2–3 kurzen, gut begleiteten Sessions pro Woche sehen Sie rasch Fortschritte. Bleiben Sie geduldig, würdigen Sie jeden Teilerfolg und holen Sie sich bei Bedarf Unterstützung durch lokale Kursangebote (z. B. über die DLRG). Für zusätzliche Orientierung zu Wasserkompetenz und Kindersicherheit lohnen die Seiten der World Health Organization sowie der American Academy of Pediatrics. Und wenn Sie Technik-Inspiration möchten, stöbern Sie in den Ressourcen von Swim England.

Jetzt dranbleiben: Nehmen Sie beim nächsten Badbesuch diesen 5‑Schritte‑Plan mit ins Wasser, zählen Sie laut „3‑2‑1‑Purzelbaum“ – und staunen Sie, wie schnell Ihr Kind die „Rakete“ liebt.

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