Wasserdruck spielerisch verstehen: Warum tun die Ohren beim Tauchen weh?

von
Lukas Biegler
,
August 15, 2025

Wasserdruck spielerisch verstehen: Warum tun die Ohren beim Tauchen weh?

Die kurze Antwort: Druckunterschiede quetschen das Trommelfell

Wenn Kinder abtauchen, steigt der Wasserdruck bereits in geringer Tiefe stark an. In 1–2 Metern kann der Druck im Gehörgang höher sein als im luftgefüllten Mittelohr. Weil die eustachische Röhre (Verbindung zwischen Nase/Rachen und Mittelohr) bei Kindern oft noch enger funktioniert, gleicht sich der Innendruck nicht schnell genug an. Folge: Das Trommelfell wird nach innen gezogen – das fühlt sich wie „ziehende“ Ohrenschmerzen an. Gelingt der Druckausgleich nicht, droht ein Barotrauma (Druckverletzung) mit Schmerzen, Hörminderung oder Flüssigkeit hinter dem Trommelfell. Klinisch beschreibt das unter anderem Johns Hopkins Medicine sehr klar – inkl. typischer Anzeichen und Risiken (siehe die Startseite von Johns Hopkins Medicine: Johns Hopkins Medicine).

Die wichtigste Sofortmaßnahme: Stoppen, etwas auftauchen, ruhig atmen und erst weiter abtauchen, wenn der Druckausgleich wieder leicht gelingt. Schmerzen sind ein Stopp-Signal.

So erklären Sie Kindern Wasserdruck – mit einfachen Experimenten

Kinder begreifen physikalische Zusammenhänge am schnellsten, wenn sie sie fühlen und sehen. Ein paar schnelle Ideen, die bei mir zu Hause (und beim Schwimmkurs) hervorragend funktionieren:

  • Luftballon unter Wasser: Einen halb aufgeblasenen Ballon in die Badewanne drücken. Kinder sehen, wie das Wasser „drückt“ und der Ballon kleiner wirkt – so wie das Mittelohr, wenn kein Druckausgleich klappt.
  • Umgedrehter Becher-Trick: Ein Glas kopfüber ins Wasser drücken; die eingeschlossene Luft blubbert irgendwann heraus. Genau das muss die eustachische Röhre leisten: Luft ins Mittelohr „lassen“.
  • Schlucken üben: Schluckbewegungen mit einem Wasserflaschendeckel zwischen den Lippen trainieren – die gleiche Bewegung öffnet später im Wasser die eustachische Röhre.

Physikalisch steigt der Druck pro 10 Meter Tiefe um etwa 1 bar; das erklärt die US-Behörde NOAA allgemeinverständlich. Für Kinder heißt das: Schon wenige Meter sind „viel Druck“.

Sicherer Druckausgleich für Kinder: Schritt für Schritt

Aus der Praxis (ich bin Mutter und begleite Kinder seit Jahren beim Schnorcheln): Je spielerischer, desto besser. So klappt’s:

  • Vor dem Wasser

  • Nasenfreiheit checken: Kein Tauchen bei akuter Erkältung, Pollenattacke oder verstopfter Nase.

  • Trockenübungen: Schlucken, gähnen, Zunge gegen den Gaumen drücken („Klick“-Geräusch), als würden sie Kaugummi kauen.

  • „Sanftes Pusten“ erklären: Nase mit zwei Fingern weich zuhalten, Mund schließen und ganz sanft „gegen die Nase“ pusten, als würde man eine Feder bewegen. Kein Pressen.

  • Im Wasser (beim Abtauchen)

  • Langsam absteigen, alle 30–50 cm kurz stoppen.

  • Sobald Druckgefühl entsteht: Schlucken oder sanftes Pusten mit zugehaltener Nase. Kein Kraftakt – wenn’s nicht sofort geht, ein Stück hochtreiben lassen und erneut versuchen.

  • Ruhig atmen, entspannt bleiben: Angst spannt die Muskulatur und macht den Ausgleich schwerer.

  • Nach dem Tauchen

  • Leichtes Druckgefühl darf nach Minuten verschwinden. Hält es an, gibt es starke Schmerzen, Ohrgeräusche oder Schwindel, bitte ärztlich abklären lassen.

Für gesunde Techniken verweisen auch die patientenfreundlichen Infos des britischen NHS; dort werden Schlucken, Gähnen und sanfte Drucktechniken als erste Wahl empfohlen.

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Ein wichtiger Sicherheitsaspekt: Harte „Valsalva-Presse“ (kräftiges Pressen bei zugehaltener Nase) vermeiden – das kann bei Kindern mehr schaden als helfen. Das Divers Alert Network (DAN) rät zu sanften, häufigen Ausgleichen statt seltenem, starkem Pressen.

Häufige Fehler und wann Sie abbrechen sollten

Typische Stolpersteine, die ich bei Eltern-Kind-Tauchgängen immer wieder sehe:

  • Zu schneller Abstieg: Der Druck kommt in Sekunden, die eustachische Röhre ist aber „langsam“. Lösung: Treppenstufen-Prinzip – in kleinen Etappen abtauchen.
  • Pressen statt sanftem Ausgleich: Kinder glauben, „viel hilft viel“. Nein. Leicht, oft, ohne Schmerz.
  • Tauchen bei Schnupfen: Schwellungen blockieren die eustachische Röhre – das Risiko für Barotrauma steigt deutlich.
  • Ohrstöpsel unter Wasser: Feste Stöpsel schotten den Gehörgang ab, die Luft zwischen Stöpsel und Trommelfell kann nicht ausgleichen – bitte nicht zum Tauchen verwenden. Es gibt spezielle belüftete Produkte für Wassersport, aber für Kinder taugt meist Training + langsames Abtauchen besser.

Sofort abbrechen und auftauchen, wenn:

  • stechende Ohrenschmerzen auftreten,
  • Schwindel, Übelkeit oder Ohrgeräusche dazukommen,
  • der Druckausgleich wiederholt trotz Pausen nicht gelingt.

Bei anhaltenden Beschwerden medizinisch checken lassen. Seriöse, verständliche Erstinfos zum Thema Ohr-Barotrauma bietet u. a. Johns Hopkins Medicine.

Elternfragen aus der Praxis (inkl. Flugzeug und Schwimmbad)

  • Ab welchem Alter geht Druckausgleich? Viele Kinder schaffen den bewussten Druckausgleich ungefähr ab dem Schulalter. Entscheidend ist nicht das Alter, sondern Übung, Nasenfreiheit und Ruhe. Beginnen Sie mit Schnorcheln in flachem Wasser; Tiefe ist kein Ziel, sondern eine Option.
  • Hilft Kaugummi im Flugzeug? Ja – Kauen und Schlucken öffnen die eustachische Röhre. Für kleinere Kinder: trinken lassen, Schnuller oder Strohhalm – alles, was wiederholt schlucken lässt. Das deckt sich mit allgemeinen Empfehlungen z. B. des NHS.
  • Nasenspray für Kinder vor dem Tauchen? Sprechen Sie das mit Ihrer Kinderärztin/Ihrem Kinderarzt ab. Abschwellende Sprays sind nicht für Dauergebrauch gedacht und nicht für jedes Alter zugelassen. Grundsatz: Nicht tauchen bei akuter Verstopfung.
  • Ohrinfektionen und Tauchen? Nach Mittelohrentzündungen ausreichend auskurieren, dann erst langsam starten. Bei wiederkehrenden Problemen oder Paukenröhrchen gilt eine ärztliche Freigabe.
  • Wie tief ist „okay“? Für Kinder gilt: Flach macht schlau. Spiel, Sicherheit und guter Druckausgleich gehen vor Tiefe und Zeit. Der Wasserdruck nimmt schnell zu – schon 2–3 Meter fühlen sich „viel“ an, wie die Grundlagen zur Druckzunahme die NOAA erklärt.

Ein Profi-Tipp aus der Tauchwelt: Regel „vorauseilen“ – den Ausgleich machen, bevor es zieht. Häufige, ultrasanfte Ausgleiche sind besser als „einmal kräftig“. Das empfiehlt auch das Divers Alert Network in seinen Sicherheitsmaterialien.

Fazit: Entspannt abtauchen – mit Wissen und Übung

Ohrenschmerzen beim Tauchen kommen fast immer von einem simplen physikalischen Problem: Der äußere Wasserdruck steigt schneller als der Innendruck im Mittelohr. Kinder können das lernen – mit spielerischen Übungen, langsamen Abtauch-Schritten und sanftem Druckausgleich. Merken Sie sich:

  • Schmerzen sind ein Stopp-Signal.
  • Nie mit verstopfter Nase tauchen.
  • Sanft und oft statt heftig und selten ausgleichen.
  • Bei anhaltenden Beschwerden ärztlich prüfen lassen.

Wenn Sie Lust auf mehr fundierte Hintergründe und Sicherheitswissen haben, finden Sie solide Informationen bei Organisationen wie der NOAA, dem NHS, Johns Hopkins Medicine und dem Divers Alert Network. Und jetzt: Viel Spaß beim spielerischen Entdecken von Wasserdruck – Ihre Gelassenheit und Ihr Know-how sind der beste Schutz für Kinderohren.

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