
Erste Hilfe bei Badeunfällen von Kindern: So reagieren Sie richtig im Notfall
Ihr Kind wird aus dem Wasser gezogen und atmet nicht – was tun in der ersten Minute? Rufen Sie 112, beginnen Sie sofort mit fünf Atemspenden und anschließend mit Wiederbelebung. Bei Badeunfällen zählt jede Sekunde, denn Ertrinken ist leise und passiert oft vor den Augen der Aufsicht. Die folgenden Schritte sind praxiserprobt, elternfreundlich erklärt und basieren auf anerkannten Empfehlungen, unter anderem des European Resuscitation Council, der DLRG sowie humanitären Organisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz und globalen Gesundheitsakteuren wie der WHO.
Die 5 wichtigsten Schritte in den ersten 60 Sekunden
- Eigene Sicherheit zuerst: Prüfen Sie, ob Sie das Kind ohne Gefahr aus dem Wasser bringen können. Kein riskanter Alleingang in Strömungen.
- Kind rasch aus dem Wasser auf festen Untergrund bringen, nasse Kleidung entfernen, zudecken.
- Atmung prüfen: Kopf leicht überstrecken, Mund öffnen, höchstens 10 Sekunden schauen, hören, fühlen. Keine Pulskontrolle für Laien.
- 112 anrufen (Lautsprecher einschalten). Allein ohne Telefon? Erst 1 Minute Wiederbelebung, dann Hilfe holen.
- Bei fehlender oder abnormer Atmung: fünf initiale Atemspenden geben, dann mit Herzdruckmassage plus Beatmung beginnen.
Als Vater habe ich selbst erlebt, wie schnell Kinder „verschwinden“ – ein kurzer Blick aufs Handtuch, schon fehlt das Kind im flachen Wasser. Diese Erfahrung hat meine Baderegeln für immer verändert: greifbares Handy, klare Zuständigkeit („Du schaust!“), Kind immer im Blick – und nie Ablenkung.
Wiederbelebung bei Kindern nach Ertrinken – so geht’s richtig
- Fünf initiale Atemspenden: Mund-zu-Mund (bei Kleinkindern Mund-zu-Mund-und-Nase), jeweils etwa 1 Sekunde, Brustkorb muss sich sichtbar heben.
- Herzdruckmassage: Frequenz 100–120/min in der Mitte des Brustkorbs, Tiefe etwa ein Drittel des Brustkorbdurchmessers (ca. 4 cm Säugling, 5 cm Kind).
- Verhältnis: 15:2 (zwei Helfende) oder 30:2 (allein). Nach jeweils 30 (oder 15) Kompressionen zwei Atemspenden.
- Technik: Säugling mit zwei Fingern, Kleinkind mit einer Hand, größeres Kind mit einer oder zwei Händen – je nach Körpergröße.
- Erbricht das Kind: kurz auf die Seite drehen, Mundhöhle säubern, dann sofort weiter.
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Warum zuerst beatmen? Bei Badeunfällen ist Sauerstoffmangel die Hauptursache des Kreislaufstillstands – die Lunge braucht Luft. Genau das betont der European Resuscitation Council, dessen Leitlinien die Basis pädiatrischer Wiederbelebung in Europa bilden. Informieren Sie sich über aktuelle Empfehlungen auf der Homepage des European Resuscitation Council.
Nach dem Vorfall: Was Eltern unbedingt beachten sollten
Auch wenn Ihr Kind wieder wach wirkt: Nach Beinahe-Ertrinken ist ärztliche Abklärung Pflicht. Wasser in der Lunge kann zu verzögerten Komplikationen führen. Beobachten Sie Ihr Kind in den nächsten 24 Stunden aufmerksam und suchen Sie bei Symptomen wie Husten, schneller Atmung, Müdigkeit, Blaufärbung der Lippen, Fieber oder Erbrechen sofort medizinische Hilfe. Die WHO ordnet Ertrinken als eine der führenden unfallbedingten Todesursachen im Kindesalter ein – frühe Beobachtung und Nachsorge retten Leben. Mehr Hintergründe und Präventionsimpulse finden Sie auf der Startseite der WHO.
Wichtig ist außerdem Wärme: Nasse Kleidung ausziehen, Kind wärmen, aber nicht heiß baden. Bei Kopf- oder Nackenaufprall (z. B. Kopfsprung): Bewegungen der Halswirbelsäule vermeiden und den Rettungsdienst informieren.
Typische Fehler vermeiden – was NICHT hilft
- Kein „Wasser herauspressen“ oder über dem Arm „auslaufen lassen“ – das kostet Zeit und hilft nicht.
- Kein Heimlich‑Manöver (Bauchkompressionen) bei Ertrinken – erhöht das Erstickungsrisiko.
- Keine blind tastenden Finger in den Mund – Verletzungsgefahr, Erbrechen.
- Nicht aufgeben: Wiederbelebung kann länger erforderlich sein, bis professionelle Hilfe übernimmt.
Die DLRG vermittelt verständlich, was am und im Wasser wirklich zählt – von Baderegeln bis Rettungskette. Schauen Sie für fundierte Sicherheitsinformationen auf die DLRG‑Homepage.
Prävention: Mit diesen Routinen senken Sie das Risiko erheblich
- Aufsicht ohne Ablenkung: Wer schaut, der schaut – kein Handy, kein Buch, kein „nur kurz“.
- Armlänge zählt: Nichtschwimmer nie weiter als eine Armlänge entfernt.
- Schwimmhilfen sind Spielzeug, keine Rettungsmittel: Keine Sicherheitsillusion durch Luftmatratzen, Schwimmringe oder Flügel.
- Früh üben, regelmäßig auffrischen: Wassergewöhnung, Schwimmkurse, Rettungsfähigkeiten.
- Klare Zonen definieren: „Bis hierhin darfst du“, sichtbare Markierungen, Regeln wiederholen.
- Gewässer einschätzen: Strömung, Sprungtiefe, Kälte, Sicht – Seen, Flüsse und Meer sind keine Pools.
- Rettungskette kennen: 112, Standort nennen, Aufgaben verteilen (rufen, holen, sichern).
Erste-Hilfe-Wissen verfliegt – ich plane jedes Jahr im Frühjahr ein Auffrischungsmodul. Anbieter wie das Deutsche Rote Kreuz bieten kompakte Erste-Hilfe-Kurse speziell für Eltern an. Termine und Formate finden Sie direkt auf der Startseite des Deutschen Roten Kreuzes.
Kompakte Checkliste zum Ausdrucken
- Handy am Wasser mit vollem Akku, Standort einprägen.
- Kind im Blick, Aufsichtsperson benennen, Ablenkungen weg.
- Rettungsmittel bereitlegen (Rettungsring, Stab), Zugang zum Ufer freihalten.
- Bei Notfall: sichern – rufen – retten – atmen – drücken – beatmen – weiter bis Hilfe übernimmt.
- Nach Beinahe-Ertrinken: immer ärztlich abklären, 24‑Stunden‑Beobachtung.
Kurz gesagt: Handeln Sie bei Badeunfällen ruhig und strukturiert – fünf Atemspenden, dann Wiederbelebung, 112. Festigen Sie Ihr Wissen regelmäßig und machen Sie Ihr Umfeld sicherer. Für vertiefende Leitlinien besuchen Sie den European Resuscitation Council; fundierte Wasser-Sicherheitsregeln finden Sie bei der DLRG; globale Einordnung und Prävention bei der WHO; praktische Ersthelferkurse für Eltern beim Deutschen Roten Kreuz. Teilen Sie diesen Leitfaden mit Babysittern, Großeltern und Schwimmfreunden – und hängen Sie die Checkliste an die Pooltür.